Landsmannschaft Vitebergia Halle (Saale) im Coburger Convent

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Wer kann Mitglied in einer Studentenverbindung werden?

Wer den Text über die Vielfalt der Verbindungen bereits gelesen hat, kann sich sicher vorstellen, daß sich diese Frage nicht so einfach beantworten kann. Je nach historischem Hintergrund und Entwicklungsgeschichte der jeweiligen Verbindung fällt die Antwort unterschiedlich aus.

Obwohl Verbindungen rechtlich gesehen als Verein organisiert sind, also keine öffentliche Körperschaft darstellen und somit frei in der Auswahl ihrer Mitglieder sind wie jeder andere Verein, wird dies, ohne Kenntnis der Hintergründe, oft als nationalistisch, frauenfeindlich etc. bezeichnet. Wie jeder andere Verein ist eine Verbindung in erster Linie ein Zusammenschluß von Personen mit gleichen Interessen. Freundschaftliche Verbundenheit auch über das Studienende hinaus ist das wesentliche Element einer Verbindung. Daraus läßt sich das wichtigste Aufnahmekriterium herleiten: Die Leute müssen „von der Wellenlänge her” zueinander passen und miteinander auskommen können, da die Aktivitas einer Verbindung in der Regel ein nicht sehr großer Kreis ist.

Andersherum läßt sich daraus folgern, daß ein an Studentenverbindungen interessierter Student nicht unbedingt beim Besuch der ersten Verbindung die zu ihm passende Verbindung findet und daher auch weitere Verbindungen prüfen sollte. Einige Verbindungen haben sich spezialisiert. Turnerschaften, Sängerschaften und katholische Verbindungen seien hier beispielhaft genannt (s.a. Vielfalt der Verbindungen). Auch daraus können sich Einschränkungen bei der Aufnahme von Mitgliedern ergeben.

Auch die Art der Hochschule, an der jemand studiert, kann entscheidend sein. Früher war sogar der Unterschied zwischen Technischer Hochschule und „richtiger Universität” wichtig. Dieser Unterschied ist heute fast völlig verschwunden, lediglich die Corps sind noch in zwei Dachverbände getrennt, die aber eng zusammenarbeiten. Auch die Unterscheidung zwischen Hochschul- und Fachhochschulstudent schwindet, allerdings noch nicht bei jeder Verbindung.

Die Aufnahme von Ausländern, ein oft gehörter Kritikpunkt gegen Verbindungen, ist uneinheitlich geregelt. Die Zurückhaltung bei vielen Verbindungen bei diesem Thema läßt sich zum einen aus dem oben Gesagten erklären, daß die Mitglieder einer Verbindung zusammen passen sollten. Hier sind Mentalitätsunterschiede und Sprachbarrieren oft ein Hindernis, die andererseits auch zu geringen Interesse von Ausländern an Verbindungen führen.

Wenn man einen Blick auf die geschichtlichen Anfänge der Verbindungen wirft (Entstehung als Zusammenschluß der Studenten mit gleicher nationaler Herkunft an den ersten italienischen Universitäten während der Zeit des Studiums), so ist nachvollziehbar, daß sich ausländische Studenten eher in heimatorientierten Vereinen zusammenschließen, sozusagen auch eine Art „urlandsmannschaftlicher Verbindung”.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, daß die Verbindungen heute auf dem Lebensbundprinzip beruhen, eine Art Generationenvertrag. Als Alter Herr gibt man den jungen Studenten das zurück, was man selbst seinerzeit von den Alten Herren empfangen hat: Lebens- und Berufserfahrung, generationenübergreifende Freundschaften und auch finanzielle Unterstützung. Dies erfordert einen regelmäßigen Kontakt zur Verbindung, der natürlich um so schwieriger ist, je weiter man vom Hochschulort weg lebt.

Das Lebensbundprinzip besteht in dieser Form erst seit rund 200 Jahren, nachdem die verbesserte Mobilität damals eine regelmäßige Rückkehr innerhalb eines Landes an den Studienort erst möglich machte. Heute im Zeichen fallender Grenzen und schneller Reisemöglichkeiten ist der Kreis natürlich erweiterbar.

Die Umsetzung liegt aber in der Hand jeder einzelnen Verbindung. Während einige das studentische Brauchtum als praktisch nur im deutschen Sprachraum vorkommendes Brauchtum definieren und dieses nur von Studenten dieses Sprachraumes gewahrt sehen, sind andere traditionell liberaler orientiert und beziehen einen weit größeren Kreis von Mitgliedern ein oder haben überhaupt keine Beschränkungen diesbezüglich.

Einer der zwei großen Corps-Dachverbände wurde infolge dessen 1993/1994 erstmalig von einen Sprecher ohne deutsche Staatsbürgerschaft geleitet. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist, daß die meisten Verbindungen heute noch reine Männerbünde sind (s.a. Damen in Verbindungen).

Verbindungen sind zu einer Zeit entstanden, als es schlichtweg noch keine studierenden Frauen gab. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden Frauen zum Studium zugelassen. Gesellschaftlich waren Frauen aber noch längst nicht gleichberechtigt, so daß viele Kreise, auch Verbindungen, weiterhin den Frauen gegenüber verschlossen blieben.

Frauen in Verbindungen

Bereits zwischen den Kriegen entstanden daher reine Damenverbindungen als Alternative, die aber nach dem 2. Weltkrieg nicht wiedererstanden. Erst in den 1970er Jahren entstanden wieder einige. Parallel dazu haben sich seit dieser Zeit auch einige männliche Verbindungen Damen gegenüber geöffnet. Die Integration ist in Verbindungskreisen heftig umstritten. Befürworter heben neben der allgemeinen Gleichberechtigung die Verbesserung von Klima, Niveau und Kommunikation hervor, die Gegner, noch in der Mehrheit, befürchten Partnerschaftskonflikte, Eifersüchteleien etc. und dadurch den Untergang der Verbindung. Außerdem meinen sie, daß das stark männlich orientierte studentische Brauchtum Frauen nicht zumutbar sei.

Die meisten bisherigen gemischten Verbindungen pflegen nicht das komplette Repertoire an studentischem Brauchtum, so daß dieses Problem dort nicht so stark in Erscheinung tritt. Verbindungen mit „Vollrepertoire” oder gar schlagende Verbindungen scheuen noch vor der Aufnahme von Frauen zurück. Inwieweit sich dies in der Zukunft ändern wird, ist offen. Die Diskussion darüber ist noch nicht abgeschlossen, so daß man noch mit Änderungen rechnen kann. Oft sind einzelne Verbindungen Vorreiter, deren Dachverbände ziehen erst später nach.